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Degu Ratgeber

Der Deguratgeber ist ein Projekt von Octodons.ch und Degupedia.de.

1.6 Körperbau und Aussehen

Körperbau

Der Hals ist kurz und dick, und er scheint direkt auf den Schultern zu sitzen. Seine Rückenlinie ist gewölbt.
Die Vorderbeine sind kurz und die Hände besitzen 4 Zehen und einen zurückgebildeten Daumen, während die Füsse seiner langen Hinterbeine je 5 Zehen haben. Die Bauweise ähnelt der des Meerschweinchens. Die Pfoten sind wenig spezialisiert. Sie haben schwarze, selten auch weiss-rosafarbene (unpigmentierte) Sohlen und an der Oberseite sind sie dicht behaart mit hellgrauem, steifem Haar. Ihre Zehen tragen spitze Krallen, über welche an den Hinterbeinen steife Haare wachsen. Sie werden zum Scharren und Graben, aber auch zum Klettern auf Felsen und Ästen gebraucht.

Das Fell des Degus besteht aus schwarzen Haaren mit ockerfarbenen Spitzen. Das gibt dem Fell eine Strichzeichnung, die wohl zur Tarnung in ihrem Lebensraum in der Wildnis dient. Dies wird in der Fachsprache als Agouti bezeichnet. Die Bauch- und die Beinbehaarung ist eine Mischung zwischen braun, grau und weiss und deutlich heller als das restliche Fell. Ausserdem reflektiert die Unterseite UV-Licht besonders gut. Da Degus UV-Licht wahrnehmen können, wäre es möglich, dass der UV reflektierende Bauch ein zusätzliches Warnsignal darstellt, wenn sich Degus bei Alarm aufrichten (Chavez et al. 2003). Um die Augen und Ohren ist das Fell heller. Das Fell ist sehr dicht und weich. Die Haut, welche durch das Fell gut verdeckt wird, ist dagegen fast weiss (unpigmentiert).

Degus besitzen wie auch andere Nagetiere eine Harder'sche Drüse (Antolín-González et al. 1993; Tremblay 2005). Die Drüse produziert ein fettiges, pigmentreiches rotes Sekret, dessen Farbe es dem Pigmentstoff Porphyrin zu verdanken hat (Antolín-González et al. 1993; Rauth-Widmann 1999; Tremblay 2005). Es tritt über die Tränenflüssigkeit und die Nasenlöcher nach aussen und wird mit der Körperpflege im Fell verteilt. Im Normalfall wird das Sekret nur in kleinen Mengen produziert und fällt daher kaum auf. Bei Stresssituationen oder Erkrankungen kann es allerdings zu verstärkter Sekretbildung kommen, mit der Folge, dass das rote Sekret deutlich sichtbar wird und die Tiere eine "Blutnase" bekommen (Rauth-Widmann 1999; Tremblay 2005).

Bauchfell Hinterpfote Vorderpfote
Bauchfell Hinterpfote Vorderpfote
Fellmuster Fellaufbau Grannenhaare
Fellmuster Agouti Aufbau Agouti-Fell Fell mit Grannenhaare

Degu von unten Degu von der Seite
Degu von unten Degu von der Seite

Gebiss und Zähne

Zahnformel: 1/1, 0/0, 1/1, 3/3 (= 20 Zähne insgesamt)

Sowohl die Schneide-, als auch die Backenzähne der Degus sind unverwurzelt und wachsen daher ständig nach. Aus diesem Grund ist Nagematerial und zellulosehaltige Kost wichtig, welche dem Abrieb der Zähne und deren Pflege dient. Ihre Schneidezähne (Incisivi) sind auf der Vorderseite mit einem kräftig orange farbenen Schutzbelag überzogen. Wer genauer beobachtet, stellt fest, dass die Schneidezähne von der Seite betrachtet gar nicht orange, sondern weiss sind, eben weil nur der Schutzbelag, nicht aber die Zähne selber orange sind. Dieser ist äusserst hart und schützt ihre Zähne beim Nagen von harten Materialien indem er die Abnutzung der Zähne verringert. Dadurch sind Degus in der Lage sehr harte Materialien wie harte Kunststoffe, dünne Bleche oder weiches Aluminium durchzunagen.Neben dem Degu findet man auch Biber, Chinchilas und Coypus bei ihren Schneidezähnen eine solche orangenfarbene Schutzschicht.

Mund
Orange Schneidezähne

Verdauung

Degus besitzen einen grossen, schlanken, einhöhligen, etwa 65 mm langen Drüsenmagen (Gorgas 1967; Langer 2002), der aber nur eine sehr dünne Muskelschicht besitzt. Durch diese schwache Bemuskelung sind die Tiere nicht in der Lage zu erbrechen. Daher muss auch unbekömmliches oder giftiges Futter den Darm passieren und belastet während seiner Passage entsprechend den Magen-Darmtrakt (Tremblay 2005; vgl. Ewringmann & Glöckner 2005). Ebenso ist der Darm auf nachrutschende Nahrung angewiesen, da die Magen-Darm-Muskulatur zu schwach ist um selbst die Nahrung durch den Darm zu transportieren. Bei Inappetenz kann es zu Fehlgärungen kommen, welche eine Aufgasung des Darms (Darmtympanie) hervorrufen (Ewringmann & Glöckner 2005). Der Dünndarm hat eine Länge von etwa 90 cm. Der Blinddarm (Caecum) nimmt bei Degus einen Grossteil des Platzes in der Bauchhöhle ein (vgl. Gneiser 2006: 52, 55). Er hat eine längliche Form und ist an dem einen Ende leicht abgeknickt, während das andere Ende mit dem Grimmdarm (Colon) verbunden ist. Er verfügt über Poschen (Aussackungen in der Darmwand), welche von Bandstreifen (Taenia) in der Längsmuskelschicht geteilt werden. Im Innern bietet er für Mikroorganismen ein gutes Klima, welche sich dort angesiedelt haben und insbesondere an der Verdauung von schwer verdaubaren Pflanzenfasern beteiligt sind, indem sie an der Aufschliessung dieser Fasern und an der Produktion des energie- und vitaminreichen Blinddarmkots (Caecotrophe) beteiligt sind (Langer 2002; Penzlin 1996). Der Grimmdarm bildet eine rechte Parallelschlinge, welche einen Grossteil des Darms ausmacht (Gorgas 1967; Gneiser 2006).

Kotfressen

Kotfressen (Coprophagie) ist bei Nagetieren und Hasentieren (Lagomorpha) weit verbreitet (Hirakawa 2001, 2002; Kenagy & Hoyt 1980; Sakaguchi 2003). Eine spezielle Form der Coprophagie ist die Caecotrophe, bei der die Tiere einen speziellen, protein- und vitaminreichen Kot, die Caecotrophe (Blinddamrkot) fressen, welchen sie im Blinddarm produzieren (Hirakawa 2001; Langer 2002; Sakaguchi 2003).

Gerade bei Pflanzen fressenden Nagetieren spielt die Caecotrophie eine wichtige Rolle. Durch den geringen Energiegehalt von faserreicher Pflanzenkost, dem schnellen Stoffwechsel und dem stark beschränkten Volumen des Magen-Darm-Trakts sind effiziente Mechanismen zur Verdauung von energiearmer und faserreicher Kost wichtig (Langer 2002; Sakaguchi 2003). Bei Nagetieren, insbesondere Pflanzenfressern erfüllt die Caecotrophie diesen Zweck. Durch die Symbiose mit Mikroorganismen im Blinddarm (Caecum), welche beim Aufschluss der faserreichen Nahrung und der Produktion von Aminosäuren und Vitaminen des B-Komplexes und Vitamin K beteiligt sind und der nochmaligen Verdauung der nun durch die Mikroorganismen aufgewerteten Nahrung, können die Nagetiere die Verdaubarkeit von pflanzlicher Nahrung erhöhen und daraus mehr Energie gewinnen (Hirakawa 2001; Kenagy & Hoyt 1980; Langer 2002; Penzlin 1996).

Degus fressen ihren Kot vor allem in der Nacht, also während ihrer Ruhephase. Sie nehmen den Kot ohne Gebrauch der Hände direkt vom After ab, indem sie in aufgerichteter Postur ihren Kopf zum After hinunter beugen und den Kot dann mit den Schneidezähnen packen. Dieser wird dann gut gekaut, bevor er heruntergeschluckt wird. Manchmal nehmen sie auch eine Kotpille in die Hand und beissen testend davon ab. Je nach dem werfen sie diese dann weg oder fressen sie (Kenagy et al. 1999; Eigene Beobachtungen). Bei Restriktierung des Futterzugangs tagsüber, fressen Degus vermehrt ihren Kot auch während den Zeiten, an denen sie keinen Zugang zu Futter haben (Kenagy et al. 1999). Ähnliches berichtet auch Hirakawa (2001) über den japanischen Hasen (Lepus brachyurus).

Sinnesorgane

Augen
Wenn Degus ihre Umgebung überwachen, spielen die Augen neben den Ohren eine wichtige Rolle. Da sich die Augen fast gegenüber liegen, haben sie ein Blickfeld von nahezu 360 Grad, welches sich vorne nur in einem kleinen Bereich überschneidet. Dieses ermöglicht ihnen, fast die ganze Umgebung um sich herum zu beobachten, ohne den Kopf zu bewegen.
Die Augen selbst haben einen Durchmesser von etwa 8 mm, sind relativ gross, fast ganz rund, dunkelbraun bis schwarz. Die Pupillen sind schlitz- bis zitronenförmig, doch das sieht man kaum, da sich die dunkle Iris farblich kaum vom Rest des Auges absetzt.
Degus besitzen ein dichromatisches Farbsehen. Das bedeutet ihre Retina besitzt neben den für die in der Dämmerung wichtigen Stäbchen zwei verschiedene Arten von Farbrezeptoren, die UV Licht sensitiven S-Zapfen, welche auf kurzwelliges Licht mit einer Wellenlänge von etwa 360 nm am empfindlichsten reagieren und die M-Zapfen, welche bei 500 nm Wellenlänge (Blaugrün) am empfindlichsten sind (Chávez et al. 2003; Jacobs et al. 2003).

Ohren
Degus haben sehr grosse, ovale, fein behaarte, graubraune Ohren, die den Kopf etwas überragen. In ruhigen Momenten falten sich die Ohren etwas zusammen und werden bei lauten, plötzlichen Geräuschen (z.B. Knall, Schrei, Donner, etc.) sofort wieder aufgestellt. Laut Roth (2004) können sie Geräusche bis zu 100.000 Hz wahrnehmen.

Nase
Die Nase ist nicht lang und spitzig wie bei den Mäuseverwandten, sondern verkürzt, abgerundet und an der Spitze eher flach. Degus benutzen ihren Geruchsinn vor allem zum Überprüfen von ihrer Nahrung, zum Wittern von Feinden, aber auch zum "Lesen" von von Duftspuren, insbesondere auch Urinmarkierungen, die den Degus zur Kennzeichnung ihres Reviers dienen.

Tasthaare (Vibrissen)
Die Vibrissen sind hochsensible Sensoren und weisen an ihrer Haarwurzel aussergewöhnlich viele Nervenzellen auf. Dadurch können sie z.B. auch feine Windströmungen wahrehmen, welche normale Körperhaare nicht registrieren können. Degus besitzen lange Tasthaare an der Schnauze, den Wangen und um die Augen, die ihnen bei der Orientierung und beim Abtasten der Umgebung helfen. Zudem ist ihr Fell auf allen Seiten mit längeren und borstigeren Haaren übersät, die etwa einen Zentimeter länger sind, als die normalen Fellhaare. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um Tasthaare, sondern um gewöhnliche Grannenhaare. Dank ihren Vibrissen können Degus praktisch Öffnungen überprüfen, indem sie sie mit ihren Tasthaare abtasten. Dadurch können sie herausfinden ob sie da durchpassen, ohne dass sie es ausproberen müssen und möglicherweise stecken bleiben. Die Vibrissen erfüllen neben der Kontrolle von Position von Körper zu Boden und Umgebung und Schutzfunktionen auch Orientierungsfunktionen und Kontrolle der Position von Futter, das aufgenommen werden soll (Sokolov & Kulikov 1987).

Deguauge Deguschnauze Deguschnauze
Auge Nase und Tasthaare Ohr

Anhang:

Anhang: Die Zahnformel Erklärungen zur Zahnformel


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Degu Ratgeber online: http://degu.re4.ch/ratgeber/allgemeines_anatomie.html (Stand: 31. Dez. 2007)


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